KVG-Solvenztest 2024

Allgemeines

Die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) hat die Aufgabe, die Versicherten vor den finanziellen Folgen von Krankheit und Unfall zu schützen. Deshalb ist die Zahlungsfähigkeit der Versicherer ein zentrales Thema im Gesetz. Die Versicherer müssen ausreichende Reserven halten, um Zahlungsausfälle zu vermeiden. Diese werden aus den Gewinnen finanziert und gleichen Jahre mit Verlusten aus. So bleiben alle Prämiengelder im System der obligatorischen Krankenpflegeversicherung.

Um die finanzielle Lage und die Risiken eines Versicherers beurteilen zu können, gibt es seit 2012 den KVG-Solvenztest. Dieser ist abgeleitet vom international anerkannten Swiss Solvency Test der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA und wurde auf die Besonderheiten der sozialen Krankenversicherung KVG angepasst.

Jeder Versicherer berechnet zu Jahresbeginn mit dem KVG-Solvenztest seine individuelle Mindesthöhe der Reserve, um während dieses Jahres seine Risiken tragen zu können. Die Hauptrisiken bestehen aus den möglichen Schwankungen der Kapitalanlagen, dem Kreditrisiko (Ausfall eines Schuldners) und besonders aus dem Risiko von unerwarteten Kostenschwankungen der Versicherungsleistungen oder dem Risikoausgleich.

Diese Mindestreserve stellt sicher, dass die Krankenkasse auch nach Eintritt eines sehr schlechten Jahres (mit genügend grosser Wahrscheinlichkeit) alle Leistungen der Versicherten bezahlen und ihre Kosten für den Betrieb decken kann. Damit sind die Interessen der Kunden hinreichend geschützt.

Der KVG-Solvenztest gilt als erfüllt, wenn die zu Jahresbeginn vorhandene Reserve – das ist das Eigenkapital gemäss der marktnahen Bilanz – über der für das kommende Jahr benötigten Mindesthöhe der Reserven liegt. Die Solvenzquote ist der Quotient der vorhandenen Reserve und der Mindesthöhe. Sie ist ein Vorlauf-Indikator für den Versicherer und die Aufsicht, und gibt einen Hinweis auf die finanzielle Robustheit einer Versicherung.

Stand 2024

Entwicklung vorhandene Reserven

Die Summe der Reserven über alle Versicherer ist von 8,5 Milliarden Franken per Anfang 2023 auf 7,3 Milliarden Franken per Anfang 2024 gesunken. Der Hauptgrund dafür war das negative versicherungs-technische Ergebnis 2023. Das versicherungstechnische Ergebnis im 2023 verzeichnet einen Verlust von 1,94 Milliarden Franken. Die Kosten sind stärker angestiegen als noch zum Zeitpunkt im Herbst 2022 der Prämiengenehmigung erwartet. Dieser Effekt war im Vorjahr 2022 mit einem damaligen Verlust von über 1,7 Milliarden Franken noch etwas tiefer.

Im Gegensatz zum historisch hohen Verlust auf den Kapitalanlagen von 1.77 Milliarden Franken im 2022, konnte im 2023 wiederum ein Gewinn von 689 Millionen Franken verzeichnet werden. Das entspricht einer Anlagerendite von 4,6 %. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre waren die Kapitalerträge durchschnittlich rund 240 Millionen Franken, was einer mittleren Rendite von 1,6 % auf die Kapitalanlagen entspricht.

Entwicklung der Mindesthöhe

Die im 2024 benötigte Mindesthöhe des Gesamtmarktes der Krankenversicherer hat sich gegenüber derjenigen von 2023 von 6,6 Milliarden Franken auf 6,0 Milliarden Franken vermindert. Der Rückgang wird hauptsächlich durch die im Vergleich zum Vorjahr kleineren erwarteten Verluste für das aktuelle Jahr verursacht. Diese reduzieren damit das Risiko der Krankenversicherer und dementsprechend die Mindesthöhen der Reserven. Das versicherungstechnische Risiko hingegen ist leicht höher als im Vorjahr wegen dem angestiegenen Kostenvolumen und der stetig wachsenden Anzahl Versicherten. Das Marktrisiko und auch das Kreditrisiko sind leicht zurückgegangen, da das Anlagevolumen, infolge der der Reserven, kleiner geworden ist.

Solvenzquote 2024

Vor allem aufgrund der Abnahme der vorhandenen Reserven sind die Solvenzquoten, also das Verhältnis zwischen der vorhandenen Reserve und der Mindesthöhe, zurückgegangen. Sie liegt jetzt branchenweit bei 121 %, was einem Rückgang von 9 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (130 %) entspricht. Die meisten Versicherer haben sinkende Solvenzquoten. Elf Krankenversicherer weisen eine Solvenz unter den gesetzlichen Mindestanforderungen aus. Primär sind die Versicherer in der Pflicht, geeignete Massnahmen zur Stärkung der Solvenz zu ergreifen. Bleibt eine ausreichende Verbesserung der Solvenz-Situation aus oder unabsehbar, ordnet das BAG entsprechende aufsichtsrechtliche Massnahmen an.

Die folgende Grafik zeigt auf, wie sich die Solvenzquoten der einzelnen Versicherer von 2023 auf 2024 verändert haben, und welcher Anteil der Versicherten auf die jeweilige Kategorie entfällt. Lesebeispiel: Bei 16 Versicherern ist die Solvenzquote um 5 % bis 25 % gesunken. Auf diese Versicherer entfällt ein Anteil von 49,8 % aller Versicherten. Von fallender Solvenz sind 82,7 %, von steigender Solvenz sind 15,2 % der Versicherten betroffen.

Entwicklung der Solvenzquote

BAG Nummer Name des Versicherers Vorhandene Reserven per 1.1.2024 in Mio. Fr. Mindesthöhe der Reserven per 1.1.2024 in Mio. Fr. Solvenzquote (Verhältnis der vorhandenen Reserven zur Mindesthöhe)
8 CSS Kranken-Versicherung AG 775.9 920.8 84%
32 Aquilana Versicherungen 68.2 66.7 102%
62 Caisse-maladie SUPRA 84.6 129.3 65% (1)
134 Einsiedler Krankenkasse 36.2 13.7 264%
194 Sumiswalder Krankenkasse 37.7 31.0 121%
246 Genossenschaft Krankenkasse Steffisburg 8.6 8.9 97%
290 CONCORDIA Schweizerische Kranken- und Unfallversicherung AG 829.4 477.7 174%
312 Atupri Gesundheitsversicherung AG 116.7 98.3 119%
343 Avenir Assurance Maladie SA 130.0 126.6 103%
360 Krankenkasse Luzerner Hinterland 42.8 23.1 185%
376 KPT Krankenkasse AG 362.3 352.3 103%
455 ÖKK Kranken- und Unfallversicherungen AG 158.3 117.4 135%
509 Vivao Sympany AG 255.5 170.9 149%
774 Easy Sana Assurance Maladie SA 54.2 104.7 52% (2)
780 Genossenschaft Glarner Krankenversicherung 6.5 8.5 77%
820 Cassa da malsauns LUMNEZIANA 4.5 3.7 122%
829 KLuG Krankenversicherung 2.9 11.6 24% (3)
881 EGK Grundversicherungen AG 60.0 81.0 74%
901 Sanavals Gesundheitskasse 9.1 5.0 182%
923 Genossenschaft KRANKENKASSE SLKK 24.1 14.3 169%
941 sodalis gesundheitsgruppe 65.9 37.2 177%
966 vita surselva 5.6 5.3 104%
1040 Verein Krankenkasse Visperterminen 15.0 5.0 301%
1113 Caisse-maladie de la Vallée d'Entremont 4.2 4.8 88%
1179 Mutuelle Neuchâteloise Assurance Maladie 3.4 0.9 361%
1318 Stiftung Krankenkasse Wädenswil 28.2 17.6 160%
1322 Krankenkasse Birchmeier 9.4 4.1 227%
1384 SWICA Krankenversicherung AG 393.4 372.8 106%
1386 Galenos AG 21.0 10.1 208%
1401 rhenusana 11.8 8.7 135%
1402 Taggeldkasse bildende KünstlerInnen 1.6 0.4 447%
1479 Mutuel Assurance Maladie SA 242.8 251.0 97%
1491 Gewerbliche Krankenkasse Bern 3.0 1.1 270%
1507 AMB Assurances SA 16.1 9.5 169%
1509 Sanitas Grundversicherung AG 441.8 387.2 114%
1520 HOTELA Caisse maladie 20.3 11.8 171%
1522 KSM Krankenkasse Schweiz. Metallbaufirmen 7.7 2.0 377%
1535 Philos Assurance Maladie SA 127.3 146.0 87%
1542 Assura-Basis SA 240.8 274.9 88%
1555 Visana AG 1'059.0 523.1 202%
1560 Agrisano Krankenkasse AG 202.5 128.3 158%
1562 Helsana Versicherungen AG 1'189.4 996.0 119%
1568 sana24 AG 69.7 51.7 135%
1570 vivacare AG 59.2 34.8 170%
Quotient
Summe 7'306.4 6'050.1 121% (4)
(1) Diese Kasse wird per 1.1.2025 von der Mutuel Assurance Maladie SA übernommen.
(2) Diese Kasse wird per 1.1.2025 von der Avenir Assurance Maladie SA übernommen.
(3) Die KLuG hatte dem BAG initial einen Solvenztest mit einer Sovlenzquote von 119% eingereicht und hält nach wie vor an diesem Wert fest. Nach Ansicht der Aufsichtsbehörde ist dieser Wert unplausibel. Die hier ausgewiesene Solvenzquote von 24% beruht deshalb auf den Berechnungen der Aufsichtsbehörde (per Stichtag 01.01.2024).
(4) Der Quotient der beiden Summen verrechnet ggf. den Reserveauffüllbedarf von Versicherern mit Solvenzquote unter 100% mit den ausreichenden Reserven der anderen Versicherer. Die Solvenz muss jedoch für jeden einzelnen KVG-Versicherer gewährleistet sein.

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Medienmitteilung

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Anhaltendes Kostenwachstum führt zu erneuter Prämienerhöhung im Jahr 2025
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