KVG-Solvenztest 2023

Allgemeines

Die obligatorische Krankenpflegeversicherung hat die Aufgabe, die Versicherten vor den finanziellen Folgen von Unfall und Krankheit zu schützen. Deshalb ist die Zahlungsfähigkeit der Versicherer ein zentrales Thema im Gesetz. Die Versicherer müssen ausreichende Reserven halten, um Zahlungsausfälle zu vermeiden. Diese werden aus den Gewinnen finanziert und gleichen Jahre mit Verlusten aus. So bleiben alle Prämiengelder im System der obligatorischen Krankenpflegeversicherung.

Um die finanzielle Lage und die Risiken eines Versicherers beurteilen zu können, gibt es seit 2012 den KVG-Solvenztest. Dieser ist abgeleitet vom international anerkannten Swiss Solvency Test der FINMA und wurde auf die Besonderheiten der sozialen Krankenversicherung KVG angepasst.

Jeder Versicherer berechnet zu Jahresbeginn mit dem KVG-Solvenztest seine individuelle Mindesthöhe der Reserve, um während dieses Jahres seine Risiken tragen zu können. Die Hauptrisiken bestehen aus den möglichen Schwankungen der Kapitalanlagen, dem Kreditrisiko (Ausfall eines Schuldners) und besonders aus dem Risiko von unerwarteten Kostenschwankungen der Versicherungsleistungen oder dem Risikoausgleich.

Diese Mindestreserve stellt sicher, dass die Krankenkasse auch nach Eintritt eines sehr schlechten Jahres (mit genügend grosser Wahrscheinlichkeit) alle Leistungen der Versicherten bezahlen und seine Kosten für den Betrieb decken kann. Damit sind die Interessen der Kunden hinreichend geschützt.

Der KVG-Solvenztest gilt als erfüllt, wenn die zu Jahresbeginn vorhandene Reserve – das ist das Eigenkapital gemäss der marktnahen Bilanz – über der für das kommende Jahr benötigten Mindesthöhe der Reserven liegt. Die Solvenzquote ist der Quotient der vorhandenen Reserve und der Mindesthöhe. Sie ist ein Vorlauf-Indikator für den Versicherer und die Aufsicht, und gibt einen Hinweis auf die finanzielle Robustheit einer Versicherung.

Stand 2023

Entwicklung vorhandene Reserven

Die Summe der Reserven über alle Versicherer ist von 12,1 Milliarden Franken per Anfang 2022 auf 8,5 Milliarden Franken per Anfang 2023 gesunken. Sowohl das versicherungstechnische Ergebnis (Prämien abzüglich Leistungs- und Verwaltungskosten) als auch das Gesamtergebnis unter Einbezug des Finanzergebnisses waren negativ. Die Gründe dafür sind die folgenden:

Verluste auf den Kapitalanlagen: Die seltene Kombination von gleichzeitigen Aktien- und Obligationenverlusten hat den Wert der Kapitalanlagen um 1,8 Milliarden Franken bzw. um 11 % stark reduziert. Trotz dieser Verluste betrugen die jährlichen Kapitalerträge in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt rund 250 Millionen Franken, was einer mittleren Anlagerendite von 1,5 % entspricht.

Negatives versicherungstechnisches Ergebnis: Ab dem 2. Halbjahr 2021 sind die Kosten stärker angestiegen als noch zum Zeitpunkt der Prämiengenehmigung erwartet. Dieser Kostenanstieg ist grösstenteils durch die Folgen der Pandemie verursacht worden und hat zu einem negativen versicherungstechnischen Ergebnis von rund 1,7 Milliarden Franken im 2022 geführt.

Entwicklung der Mindesthöhe

Auch die im 2023 benötigte Mindesthöhe des Gesamtmarktes hat sich gegenüber derjenigen von 2022 von 7,4 Milliarden Franken auf 6,6 Milliarden Franken vermindert. Der Rückgang wird hauptsächlich durch die im Vergleich zum Vorjahr kleineren erwarteten Verluste verursacht. Diese reduzieren damit das Risiko der Krankenversicherer und dementsprechend die Mindesthöhen der Reserven. Das Marktrisiko und auch das Kreditrisiko sind leicht zurückgegangen, da das Anlagevolumen und damit die Risikoexposition der Kapitalanlagen kleiner geworden ist.

Solvenzquote 2023

Vor allem aufgrund der Abnahme der vorhandenen Reserven sind die Solvenzquoten, also das Verhältnis zwischen der vorhandenen Reserve und der Mindesthöhe, zurückgegangen. Sie liegt jetzt branchenweit bei 130 %, was einem Rückgang von 33 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (163 %) entspricht. Die meisten Versicherer haben sinkende Solvenzquoten. Sieben Krankenversicherer weisen eine Solvenz unter den gesetzlichen Mindestanforderungen aus. Das BAG verfolgt die Situation eng. Es waren jedoch keine besonderen unterjährigen Massnahmen nötig.

Die folgende Grafik zeigt auf, wie sich die Solvenzquoten der einzelnen Versicherer von 2022 auf 2023 verändert haben, und welcher Anteil der Versicherten auf die jeweilige Klasse entfällt. Lesebeispiel: Bei 12 Versicherern ist die Solvenzquote um 25 % und 50 % gesunken. Auf diese Versicherer entfällt ein Anteil von 30 % aller Versicherten. Von fallender Solvenz sind 82,2 %, von steigender Solvenz sind 8,3 % der Versicherten betroffen.

Entwicklung der Solvenzquote

BAG Nummer Name des Versicherers Vorhandene Reserven per 1.1.2023 in Mio. Fr. Mindesthöhe der Reserven per 1.1.2023 in Mio. Fr. Solvenzquote (Verhältnis der vorhandenen Reserven zur Mindesthöhe)
8 CSS Kranken-Versicherung AG 1'049.2 949.5 111%
32 Aquilana Versicherungen 93.4 56.0 167%
57 Moove Sympany AG 37.7 22.4 169% (1)
62 Caisse-maladie SUPRA 131.9 108.5 122%
134 Einsiedler Krankenkasse 12.0 5.3 226%
182 PROVITA Gesundheitsversicherung AG 58.2 88.5 66% (2)
194 Sumiswalder Kranken- und Unfallkasse 40.4 15.5 261%
246 Krankenkasse Steffisburg 7.9 9.7 82%
290 CONCORDIA Schweizerische Kranken- und Unfallversicherung AG 874.8 471.1 186%
312 Atupri Gesundheitsversicherung 150.1 109.8 137%
343 Avenir Assurance Maladie SA 145.7 125.7 116%
360 Krankenkasse Luzerner Hinterland 46.1 24.8 186%
376 KPT Krankenkasse AG 371.5 401.4 93%
455 ÖKK Kranken- und Unfallversicherungen AG 199.6 141.4 141%
509 Vivao Sympany AG 250.0 197.8 126%
762 Kolping Krankenkasse AG 16.4 12.0 137% (3)
774 Easy Sana Assurance Maladie SA 114.0 162.4 70%
780 Glarner Krankenversicherung 10.4 7.5 137%
820 Cassa da malsauns Lumneziana 5.8 3.5 166%
829 KLuG Krankenversicherung 13.6 31.8 43%
881 EGK Grundversicherungen AG 86.2 76.7 112%
901 sanavals Gesundheitskasse 10.3 4.3 237%
923 KRANKENKASSE SLKK 25.1 14.3 176%
941 sodalis gesundheitsgruppe 66.9 34.6 193%
966 vita surselva 6.8 3.9 176%
1040 Krankenkasse Visperterminen KVV 13.7 4.2 330%
1113 Caisse maladie de la Vallée d'Entremont 5.6 5.0 112%
1142 Krankenkasse Institut Ingenbohl 23.0 5.8 395% (4)
1179 Mutuelle Neuchâteloise Assurance Maladie 3.3 1.0 315%
1318 Stiftung Krankenkasse Wädenswil 29.8 11.3 265%
1322 Krankenkasse Birchmeier 9.8 3.7 262%
1331 Krankenkasse Stoffel 2.8 2.0 138% (5)
1384 SWICA Krankenversicherung AG 488.9 353.8 138%
1386 Galenos AG 21.3 9.8 218%
1401 rhenusana 10.1 9.2 110%
1402 Taggeldkasse bildende KünstlerInnen 1.5 0.3 496%
1479 Mutuel Assurance Maladie SA 285.1 256.1 111%
1491 Gewerbliche Krankenkasse Bern 3.2 1.1 292%
1507 AMB Assurances SA 17.0 10.9 156%
1509 Sanitas Grundversicherungen AG 554.9 413.5 134%
1520 HOTELA Caisse maladie 20.1 12.2 164%
1522 KSM Krankenkasse Schweiz. Metallbaurfirmen 7.4 2.1 354%
1535 Philos Assurance Maladie SA 170.5 183.2 93%
1542 Assura-Basis SA 376.9 518.9 73%
1555 Visana AG 1'062.7 491.0 216%
1560 Agrisano Krankenkasse AG 205.4 104.2 197%
1562 Helsana Versicherungen AG 1'277.7 982.6 130%
1568 sana24 AG 65.5 52.7 124%
1570 vivacare AG 62.6 50.2 125%
Quotient
Summe 8'543.0 6'562.8 130% (6)
(1) Diese Kasse wird per 1.1.2024 von der Vivao Sympany AG übernommen
(2) Diese Kasse wird per 1.1.2024 von der SWICA Krankenversicherung AG übernommen
(3) Diese Kasse wird per 1.1.2024 von der Vivao Sympany AG übernommen
(4) Diese Kasse wird per 1.1.2024 von der Einsiedler Krankenkasse übernommen
(5) Diese Kasse wird per 1.1.2024 von der rhenusana übernommen
(6) Dieser Quotient ist ein allgemeiner Indikator für die Solvenz auf Branchenebene. Die Solvenz muss jedoch für jeden einzelnen KVG-Versicherer gewährleistet sein.

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Stark steigende Kosten führen zu deutlich höheren Prämien im Jahr 2024
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